Toni Salom

Besuch im Atelier von Toni Salom in Binissalem, Mallorca.

Auf der Insel Mallorca atmet man im Februar eine frische und von Gelassenheit erfüllte Luft ein. Gerade die Vororte und Dörfer sind zu dieser Zeit äußerst ruhig. Ich besuche Toni in seinem Atelier und Zuhause im Binissalem, im Norden von Palma de Mallorca. Ich entscheide mich, im Dorfkern zu parken, da Tonis Atelier nicht weit entfernt davon liegt, so dass ich zu Fuß dorthin gelangen kann. Vor einiger Zeit erzählte mir ein Künstler in Berlin von Toni. Seine Arbeit hat mich sofort sehr beeindruckt und als ich mich intensiver mit ihm, seiner Karriere und einem Teil seiner Geschichte beschäftigte, wurde mir klar, dass der Ort, an dem sich sein Atelier befindet, etwas Besonderes ist. Seitdem ich wusste, dass ich ihn dokumentieren würde, war ich sehr gespannt darauf, wie der Ort und Toni sein würden und welche Geschichten er über sich und den Ort zu erzählen hatte. Die Mühle findet man leicht. Anders ist es mit der Eingangstür. Als ich ankomme öffnet sich zu meinem Glück ein großes Tor und vor mir steht Toni. Er lädt mich ein, hereinzukommen und nach und nach entdecke ich die Ecken seines Arbeits- und Wohnortes. Sobald ich drinnen bin, im Bereich des Esszimmers, sehe ich, wie die kleine Mühle im Inneren überraschend angeordnet ist und eine viel größere Raumwirkung erzielte als von außen erwartet. Ohne Zweifel nutzt Toni jeden Winkel dieses Ortes seit der von ihm selbst durchgeführten Renovierung. Vom Fenster seines Ateliers sieht man direkt auf die Hauptstraße, auf der Autos durch das Dorf fahren. Trotzdem ist im Inneren nichts von dem Geschehen draußen zu hören. Hier zu sein, vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Harmonie und weckt den Wunsch, sofort mit der Arbeit zu beginnen. Wir reden ganze 45 Minuten, bevor wir das erste Porträt machen. Toni erzählt mir dabei, dass er die Mühle aus Familienbesitz übernommen hat, wie er sie umbaute, was ihn inspiriert hat, wie es ist, auf der Insel in einer Mühle zu leben und von seiner täglichen Arbeitsroutine. Während unseres Gesprächs begleitete uns ein duftender Kaffee mit Hafermilch.

Benissalem, Mallorca
Atelier Toni Salom in Binissalem, Mallorca.

Das Design des Innenraums habe ich selbst entworfen und dabei immer die wichtigsten architektonischen Aspekte der Mühle mit einbezogen, da es sich um ein Gebäude aus dem Jahr 1519 handelt.


Wann hast du bemerkt, dass dich die Kunstwelt interessiert?

Das war 2013, obwohl es damals weniger darum ging, mich für die Kunstwelt zu interessieren, sondern mehr darum, mein eigenes Weltbild künstlerisch auszudrücken und verschiedene Techniken künstlerischer Ausdrucksweise zu erforschen. Ich habe mein ganzes Leben lang gemalt und gezeichnet, aber als ich mich ernsthaft damit beschäftigen wollte, begann ich mit der Gravur. Ich hatte die Möglichkeit, in einer von Julio Leon geleiteten Grafikwerkstatt zu arbeiten. Das hat den Ausschlag gegeben.

Wie kam es dazu, dass du dein aktuelles Atelier in einer Mühle von Binissalem hast?

Ich begann 2016 in meinem Atelier in Binissalem zu arbeiten, das ist mein bisher erstes und einziges Studio. Dieser Ort war im Besitz meiner Familie, von dem ich damals einen Teil als Arbeitsplatz nutzen durfte. Ein Jahr später wurde mir das ganze Haus überlassen, damit ich dort wohnen und arbeiten konnte.

Wie war der Prozess der Innengestaltung der Mühle? Hast du die Änderungen selbst entworfen?

Zuerst wurde der Studiobereich restauriert und dann der andere Teil des Hauses. Das Design des Innenraums habe ich selbst entworfen und dabei immer die wichtigsten architektonischen Aspekte der Mühle mit einbezogen, da es sich um ein Gebäude aus dem Jahr 1519 handelt. Es gab bestimmte Elemente wie Steinbögen, Gewölbe, den Boden usw., die mir optisch sehr wichtig sind und erhalten bleiben sollten, damit der historische Charakter nicht verloren geht. Danach habe ich mich darauf konzentriert, den Lichteinfall zu maximieren und so viele Wände wie möglich zu entfernen, um den Raum optimal nutzen zu können.

Besuch im Atelier von Toni Salom in Binissalem, Mallorca.

Mein größter künstlerischer Einfluss kommt sowohl aus der primitiven Kunst verschiedener Kulturen als auch von vielen Künstlern, die sich später davon inspirieren ließen.

Du lebst auch in der Mühle. Was bedeutet es für dich, Leben und Arbeit unter einem Dach zu vereinen? Welche Vorteile und Nachteile gibt es?

Die Tatsache, dass ich unter demselben Dach lebe und arbeite, bedeutet, dass ich ständig mit meiner Arbeit konfrontiert bin und immer dort bin, wo ich auch direkt eine Idee umsetzen kann. Allerdings kann es manchmal auch erschöpfend sein, sich nicht räumlich von seiner Arbeit lösen zu können.

Was bedeutet dir dein Atelier?

Mein Studio ist ein Ort von großer Bedeutung in meinem Leben geworden, vermutlich, weil es mein erstes Atelier ist und ich viel Energie investiert habe, um es zu dem zu machen, was es heute ist. Abgesehen davon ist die Architektur des Ortes ein Teil meiner kulturellen Wurzeln.

Welche künstlerischen Einflüsse haben dich geprägt?

Mein größter künstlerischer Einfluss kommt sowohl aus der primitiven Kunst verschiedener Kulturen als auch von vielen Künstlern, die sich später davon inspirieren ließen.

Mit verschiedenen Techniken und Materialien zu arbeiten, hält mich lebendig.

Man sieht, dass du mit verschiedenen Ausdrucksformen wie Malerei, Skulptur und anderen Formen arbeitest. Wie siehst du deine Entwicklung als Künstler? Wie wählst du die Form der Darstellung für deine Projekte aus?

Mit verschiedenen Techniken und Materialien zu arbeiten, hält mich lebendig. Wenn ich von einer bestimmten Technik müde werde, wechsle ich zu einer anderen. So bin ich immer in einem ständigen Lernprozess. Ich wähle in der Regel keine bestimmte Technik für ein Projekt aus, sondern arbeite gleichzeitig mit unterschiedlichen Medien. Wenn ich dann eine Gruppe von Werken habe, die ästhetisch und konzeptuell gut zusammenpassen, bilden sie ein Projekt.

Was ist dir wichtiger: der Prozess oder das Endergebnis des Kunstwerks?

Beide Teile erfüllen mich auf unterschiedliche Weise, beide sind wichtig. Der Prozess ist spiritueller und meditativer, da ich mit mir selbst verbunden sein muss, um etwas Gutes hervorzubringen. Das Betrachten des Ergebnisses gibt mir einerseits ein (vorübergehendes) Gefühl der Zufriedenheit, dass ich etwas abgeschlossen habe, und andererseits hilft es mir auch zu sehen, ob ich auf dem richtigen Weg war oder ob ich etwas in meiner Arbeit verändern muss.

Wann weißt du, wann ein Kunstwerk fertig ist?

Für mich ist es oft schwierig zu wissen, ob ich weiter an einem Kunstwerk arbeiten soll oder ob es bereits abgeschlossen ist. In den meisten Fällen sagt mir meine innere Stimme, dass ich den Punkt erreicht habe, an dem ich sein wollte. Manchmal schweigt diese Stimme jedoch, und dann hilft es mir sehr, das Werk eine Zeit lang nicht anzuschauen. Wenn ich es dann wieder betrachte, bin ich sicher, ob ich weiter daran arbeiten sollte oder ob es abgeschlossen ist.

Ich denke, aufgrund des Einflusses der virtuellen Welt ist Kunst oft oberflächlicher geworden, ohne Seele.

Hast du eine tägliche Routine? Wie viele Stunden am Tag verbringst du ungefähr mit der Arbeit?

Ich habe keine feste Arbeitsroutine. In manchen Phasen verbringe ich viele Stunden damit, im Studio zu arbeiten und in anderen weniger, weil ich das Bedürfnis habe, mehr Zeit damit zu verbringen, mich als Person weiterzuentwickeln, in der Natur zu sein, zu surfen, zu reisen, usw. Das hilft mir später in meinem kreativen Prozess.

Du surfst also auch. Lass uns darüber sprechen. Hat dieser Sport Einfluss auf deine künstlerische Arbeit? Dient er dir als Inspiration?

Ich denke schon, aber nicht unbedingt als Sport an sich, sondern eher aufgrund der spirituellen Komponente. Wenn ich im Wasser bin, erlebe ich auch einen meditativen Zustand, ähnlich dem, wenn ich kreativ arbeite. Konzeptuell hat es definitiv Einfluss auf meine Kunst, da die Pflege der Seele ein sehr präsentes Element darin ist.

Du hast uns erzählt, dass du soziale Medien kaum nutzt. Was denkst du über die Kunstwelt in dieser Zeit von Instagram und co.?

Ich denke, aufgrund des Einflusses der virtuellen Welt ist Kunst oft oberflächlicher geworden, ohne Seele. Sie hat sich zu einem vergänglichen und schnell konsumierbaren Produkt entwickelt. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass die Menschen ihre eigene Seele nicht pflegen. Das spiegelt sich im Kunstbereich wider, da Kunst letztendlich ein Spiegel der Gesellschaft ist.

Atelier Toni Salom in Binissalem, Mallorca.
Toni Salom_drinnen

Text: Janine Ahmann

Bilder: Irving Villegas

Janine Ahmann, geboren 1990, studierte Philosophie, Germanistik und Kulturpoetik der Literatur und Medien in Münster und Venedig sowie Deutsch als Fremdsprache über das Goethe Institut. Seit 2010 war sie in verschiedenen Positionen am Theater und an der Universität Münster tätig, kuratierte die Bereiche Musik und Bildende Kunst bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen und war von 2020-2023 als Referentin der Intendantin an der Staatsoper Hannover beschäftigt. Seit Beginn ihres Studiums liegt ein Fokus ihrer Tätigkeit auf dem Verfassen wissenschaftlicher, literarischer und journalistischer Texte. Zusammen mit Irving Villegas veröffentlichte sie zuletzt 2021 die Geschichte über die Einsamkeit während der Corona-Pandemie in Mexiko in der Chrismon.

Irving Villegas, geboren 1982 in Mexiko geboren, hat Fotojornalismus und Dokumentarfotographie an der Hochschule Hannover University of Applied Sciences and Arts studiert. Derzeit pendelt er zwischen Hannover und Berlin.Arbeiten von ihm wurden in verschiedenen Magazinen und Zeitungen wie etwa The New York Times, The Guardian, Der Spiegel, 6 mois, Huffington post, Fluter, Hannoversche Allgemeine Zeitung veröffentlicht.

Irving Villegas

Irving Villegas, geboren 1982 in Mexiko geboren, hat Fotojornalismus und Dokumentarfotographie an der Hochschule Hannover University of Applied Sciences and Arts studiert. Derzeit pendelt er zwischen Hannover und Berlin.Arbeiten von ihm wurden in verschiedenen Magazinen und Zeitungen wie etwa The New York Times, The Guardian, Der Spiegel, 6 mois, Huffington post, Fluter, Hannoversche Allgemeine Zeitung veröffentlicht.

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