Helena Garza

Besuche im Atelier von Helena Garza in Mexico City.

Helena Garza erwartete mich bereits an der Eingangtür des Gebäudes, in dem sich ihr Atelier befindet. Dieses teilt sie sich mit drei anderen guten Freunden, die in verschiedenen Bereichen der Kreativwirtschaft arbeiten.
Das Atelier, in dem Helena arbeitet, besticht durch die für in der Colonia Condesa so typischen hohen und alten Decken. Das Atelier ist voller Farben, Sprühdosen, Bücher und fertigen Werken von ihr und ihren Kollegen. Auf der Rückseite befindet sich eine unglaubliche Terrasse, auf die die Sonne angenehm scheint und die mit ein paar Pflanzen dekoriert ist. Helena erzählt mir, dass sie sich dort oft mit anderen Künstlern aus dem Haus treffen, um gemeinsam zu grillen und sich zu amüsieren.

Während meines Besuchs sprechen wir über ihr Leben als Künstlerin, wie sie es ohne die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern geschafft hat, ihr Studium zu absolvieren und von ihrer Kunst zu leben. Sie erzählt mir Anekdoten über ihre letzten vier Ateliers, ihre Erfahrungen mit der wachsenden Kunstszene in Mexiko-Stadt und von ihren Plänen für die Zukunft.

Gibt es in deiner Familie jemanden, der dich in deinem künstlerischen Werdegang beeinflusst hat?

Ja, ich würde sagen, dass mehrere Personen aus meiner Familie mich beeinflusst haben. Mein Vater ist ein sehr großer Musikfan und spielt auch selbst Akkordeon. Mütterlicherseits gibt es ebenfalls viele, die in ihrer Freizeit etwas kreatives oder künstlerisches machen. Meine Großmutter zum Beispiel hat viele Gedichte und andere Textsorten geschrieben, Theater gespielt und gesungen. Sie starb als ich sechs Jahre alt war. Meine Mutter selbst ist nie einer kreativen Tätigkeit nachgegangen. Aber für sie als Alleinerziehende war es sicherlich auch schwer, freie Zeit zu finden, um sich auf so etwas zu konzentrieren. Aber meine Mutter war es, die mein Interesse an der Kunst geweckt hat, in dem sie mir Geschichten über einige berühmte Maler erzählt hat. Ihr Lieblingskünstler ist Toulouse-Lautrec.

Besitze deine Familie noch die Gedichte oder andere Texte deiner Großmutter?

Meine Mutter hat einige Texte meiner Großmutter aufbewahrt, darunter unter anderem eine Biographie, in der es um den Ursprung unserer Familie geht.

Besuche im Atelier von Helena Garza in Mexico City.
Besuche im Atelier von Helena Garza in Mexico City.

Wann wurde dir bewusst, dass du Künstlerin werden wolltest?

Bereits als kleines Mädchen habe ich zu Hause verschiedenen Flüssigkeiten wie etwa Handcremes oder Shampoos zusammengemischt, um damit Farben herzustellen und mit diesen zu malen. Meine Mutter beobachtete das damals und erkannte mein Interesse für die Malerei. Also schickte sie mich in einen Malkurs. Später in der Jugend interessierte ich mich dann mehr für die Musik. Einige meiner Cousins und mein Bruder waren sehr musikalisch und brachten mir verschiedene Instrumente bei. Diese Kenntnisse vertiefte ich einige Jahre auf einer klassischen Musikhochschule und mit meiner Band, in der wir mit verschiedensten Instrumenten experimentierten. Mir war schon immer klar, dass ich Künstlerin werden wollte, nur für die konkrete Richtung der Bildenden Kunst habe ich mich erst später zum Studium hin entschieden.

Erzähl uns ein wenig von deinem Studium. Wo genau hast du studiert?

Ich besuchte die Universität für Bildende Künste in Tlaxcala, Mexiko und spezialisierte mich dann auf die traditionelle Malerei: Öl-Acryl auf Leinwand. Daneben habe ich auch einen Schwerpunkt auf analoger Fotografie gehabt, aber der Entwicklungsraum an der Universität existierte nicht mehr, weshalb ich die Fotografie nicht weitergeführt habe.

Meine Spezialisierung habe ich in Mill Street Loft, Vassar College, New York absolviert. Ich bekam zweimal ein Stipendium von meiner Universität in Tlaxcala und konnte dort einen intensiven Sommer lang studieren.

An der Universität für Bildende Künste in Tlaxcala belegte ich während meiner Zeit des Studiums auch immer ergänzende Workshops wie etwa zur Klangkunst, Verständnis für zeitgenössische Kunst und Performance. Ich habe meiner künstlerische Ausbildung immer auch interdisziplinär verstanden, um meine Kunst reicher zu machen, damit sie ein anspruchsvollere und einzigartige Sprache bekommt.

Die Wahrheit ist, dass alles, was ich jetzt mache, vor allem in der Malerei, die jetzt sehr abstrakt und expressiv ist, auch immer etwas performatives hat. Diese Bewegung des Körpers der über einen Rhythmus das reine Bild ergänzt, gefällt mir sehr. Die Idee, diese Dinge miteinander zu verbinden, fasziniert mich.

Wie haben deine Eltern reagiert, als du sagtest, du wolltest Kunst machen?

Obwohl meine Mutter ein kreativer Mensch war und uns Kinder im Bereich der Kunst immer gefördert hat, hat sie nie daran geglaubt, dass ich davon leben könnte. Als ich das Stipendium für New York erhielt, wurde die Universität und mein Aufenthalt bezahlt, aber ich musste für das Flugticket, das Visum und den Pass selber aufkommen. Das war in jedem Falle eine große Herausforderung aber ich wollte dieses Stipendium unbedingt.

Und wie sehen deine Eltern Dich und dein Leben als Künstlerin heute?

Nun, meine Mutter ist jetzt sehr stolz auf mich, wenn ich zu Ausstellungen in andere Länder eingeladen werde. Wenn sie sieht, dass es mir gut geht, ist sie sehr glücklich. Aber es hat Jahre gedauert, bis sie mich als Künstlerin wirklich akzeptiert hat. Viele Male hat sie mich gefragt, warum ich nicht etwas „Richtiges“ studieren würde. Das tat natürlich jedes Mal weh und ich konnte nicht verstehen, wie sie mir so etwas sagen konnte. Ich habe zwei Stipendien erhalten, weil ich die beste Schülerin der Universität war und meine Eltern die ganze Zeit nicht einmal um fünfzig Cent gebeten. Aber heute verstehe ich, dass meine Mutter als Alleinerziehende einfach Angst um mich hatte und sich nicht vorstellen konnte, dass ich später als Künstlerin meinen Lebensunterhalt verdienen könnte. Aber mittlerweile ist meine Familie stolz auf mich. Vor allem, weil ich aus einem so kleinen Ort wie Tlaxcala komme.

War es schwer für dich als Künstlerin Fuß zu fassen?

Es hat mich natürlich Mühe gekostet. Aber ich hatte auch das Glück, dass meine Kunst mir viele Türen geöffnet hat und sehr gut aufgenommen wurde. Ich habe immer Menschen gehabt, die mich unterstützt haben. Wenn meine Familie mich nicht unterstützt hat, gab es immer jemanden, der mir die Hand gereicht und mir geholfen hat und der auf die Entwicklung meiner Karriere geachtet hat.

Wie kam es, dass deine Arbeiten in verschiedenen Ländern gezeigt wurden und werden?

Alles begann 2018: In den USA gab es eine Tournee mexikanischer Künstler. Damals nahmen sie mich und meine Arbeiten mit, um sie in verschiedenen Städten auszustellen. In Europa wurden Werke von mir bereits in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern verkauft. Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit dazu selbst nach Europa zu reisen aber meine Arbeiten schon.

Wenn jemand dir sagen würde, dass alle künstlerischen Disziplinen verschwinden und du dich nur für eine entscheiden könntest, welche würdest du wählen?

Ich würde mich für das Theater entscheiden. Diese Art der Kunst verbindet so viele verschiedene künstlerischen Disziplinen. Wenn ich mich aber genau aus diesem Grund nicht dafür entscheiden dürfte, würde ich die Musik wählen. Denn es ist einfacher, sich Bilder im Kopf vorzustellen, wenn man Musik hört, als sich Musik vorzustellen, wenn man ein Kunstwerk ansieht. Musikalisch gut ausgebildete Leute können sich Musik zu einem Kunstwerk vorstellen, aber für Menschen mit wenig musikalischer Bildung, ist dies sehr schwierig. Hört man aber Musik, kann sich aber jeder etwas dazu vorstellen.

Besuche im Atelier von Helena Garza in Mexico City.

Ist das Atelier von dir, in dem wir uns heute treffen, dein erstes Atelier?

Nein, es ist das fünfte. Mein erstes hatte ich kurz nach meinem Universitätsabschluss. Ich habe ein Zimmer in einer Wohnung gemietet, in der auch eine Frau wohnte. Sie war die Mutter eines Freundes von mir und hatte damals ein freies Zimmer, weil ihr Sohn wegen des Studiums ausgezogen war und sie brauchte Geld. Es war winzig.

Ich wollte die Dinge gut und richtig machen. Daher war für mich klar, dass ich mein eigenes Atelier brauchte, aber ich hatte damals nicht wirklich das Geld dafür. Die Miete zu bezahlen war fast unmöglich. Ich hatte dieses Atelier nur für ein paar Monate und konnte es mir dann nicht mehr leisten.

Wie ging es danach für Dich weiter?

Die Anfänge als Künstlerin nach der Universität waren sehr desillusionierend. Ich hatte so hart gearbeitet aber die Welt außerhalb der Uni war eine komplett andere und so hörte ich für fast vier Jahre lang auf zu malen. Als ich dann wieder damit anfing, brauchte ich Zeit. Zunächst musste ich in einer Werbeagentur arbeiten, wo ich für die kreative Leitung und das Design zuständig war, um in Mexiko-Stadt über die Runden zu kommen. Dann löste ich mich allmählich von der Agentur, bis ich zu meiner eigenständigen Arbeit als Künstlerin zurückkehrte. Man könnte also sagen, dass ich vor etwa fünf Jahren zur Malerei zurückgekehrt bin.

Wie sah dein zweiter Anlauf aus?

Als ich die Agentur verließ, fragte mich ein Freund, ob ich einen Platz zum Malen brauchte. Und ich antwortete ihm mit ja, denn zu dieser Zeit malte ich in meinem Haus, was ein großes Chaos war. Er machte mich mit einem Freund bekannt, der einen Co-Working Space in einem großen Haus in La Condesa hatte, wo es einen freien Platz gab. Wir machten einen Deal: Ich durfte umsonst in seinem Raum arbeiten, so lange es keine Interessenten dafür gab und bezahlte mit meiner Kunst.

Ich war ein paar Monate dort und als er den Raum vermieten konnte, hinterließ ich ihm ein paar Bilder. Es war damals eine gute Entscheidung, dort zu arbeiten. So habe ich langsam wieder angefangen, in den Arbeitsrhythmus als Künstlerin zu kommen und meine eigene künstlerische Sprache zu entwickeln, nachdem ich so viele Jahre nicht gemalt hatte. Da ich zu dieser Zeit immer noch nicht von meiner Arbeit leben, geschweige denn mir ein Atelier leisten konnte, bin ich mit jemandem in Kontakt getreten, der in seinem Haus Arbeitsräume für Schriftsteller vermietete. Wir kamen überein, dass er mir einen kleinen Raum für 2500 Pesos vermietete. Der Raum war so winzig, dass ich dort nicht parallel an mehreren Bildern gleichzeitig arbeiten konnte. Dort war ich dann fast ein Jahr lang und obwohl der Arbeitsplatz so klein war, habe ich es in dieser Zeit geschafft, zwei Material für zwei Ausstellungen zu produzieren, von denen einige nach Frankreich, Los Angeles und New York gingen. Nach und nach begann ich, mehr Arbeiten zu verkaufen und es ging mir finanziell etwas besser. Mit Beginn der Pandemie lud mich eine befreundete Künstlerin ein, einen größeren Raum in ihrem leerstehenden Air BnB zum gleichen Preis zu mieten und ich schlug natürlich zu. Wir waren zu dritt in dieser Wohnung. Zwei Zimmer nutzen wir als Atelierräume und eines diente einer jungen Frau als Wohnraum. Wir teilten uns den Gemeinschaftsraum und lebten und arbeiteten dort mehrere Monate zusammen. Das war eine sehr schöne Zeit. Aber eines Tages beging das Mädchen, das dort wohnte, wegen verschiedener privater Probleme und der Folgen der Pandemie in der Wohnung Selbstmord. Es war sehr tragisch. Ihr Zimmer war voll mit Blumen und Kerzen, die ihre Familie gebracht hatte. Es war schrecklich, denn wir hatten uns immer unterhalten, wir waren Freunde geworden. Ich wollte nicht mehr ins Atelier gehen. Ich fühlte mich schrecklich, wenn ich dort war. Ich musste mir das Bild des von der Decke hängenden Mädchens vorstellen und sagte meiner Freundin schließlich, dass ich das Atelier mit großem Bedauern verlassen müsse.

Und so war ich also wieder auf der Suche nach einem neuen Atelier. Ein Bekannter erzählte mir, dass in dem Gebäude, in dem sich sein Büro befand, mehrere Räume zu vermieten waren. Ich ging dorthin, um zu sehen, welche anderen Räume verfügbar waren. Der Mann, der das Gebäude verwaltet, zeigte mir einen sehr großen Raum, den ich mir aber allein nicht leisten konnte. Mein Bekannter und die beiden anderen Jungs, die damals dabei waren, dachten über einen größeren Raum nach und schlugen vor, dass wir zusammen diesen großen Raum mieten könnten. Und so landete ich also hier. Es gibt einen Büroteil und einen Werkstattteil, in dem ich mich befinde, sowie eine Terrasse. Ich liebe diesen Ort. Ich bin hier sehr glücklich und schätze die anderen sehr. Sowohl als Künstler, als auch als Freunde.

Besuche im Atelier von Helena Garza in Mexico City.

Hast du vor länger in diesem Atelier zu bleiben oder bald weiter zu ziehen?

Ich liebe den Raum aber ich hadere damit, hier in Mexiko-Stadt zu bleiben. Ich weiß nicht, wohin ich gehen möchte. Ich würde gerne in einer Stadt wohnen, wo die Natur einfacher zu erreichen ist. Ich weiß nicht, ob es langfristig Mexiko oder sogar ein anderes Land werden soll. Ich mag Vancouver sehr oder auch den nördlichen Teil von New York, der wie eine kleine Stadt im Wald ist. Das wäre eine gute Option, da es mit dem Zug nur eine halbe Stunde von Manhattan entfernt ist.

Weshalb denkst du darüber nach Mexiko-Stadt zu verlassen?

Mexiko-Stadt ist toll aber es ist wahnsinnig anstrengend hier zu leben. Die Stadt ist sehr schmutzig und im Moment sehr teuer. Es lohnt sich, andere Dinge auszuprobieren. Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch und für mich ist es wichtig, dass ich die Möglichkeit habe, Fahrrad zu fahren, in den Bergen klettern gehen zu können oder im Wald spazieren zu gehen.

Hältst du das Atelier für einen wichtigen Teil des Künstlers?

Ja, definitiv. Solange man ein digitale Kunst macht, kann man freier und flexibler arbeiten. Aber für jemanden, der mit Materialien arbeitet, halte ich es für wichtig, weil man das zu Hause nicht kann, man muss sich abkoppeln, man braucht einen Raum, in dem man kreativ sein, in dem man auch mal ein bisschen Unordnung machen kann. Für mich ist das Atelier wie eine Art zweites Zuhause. Ich gehe dorthin und sitze in einem sicheren Raum, in dem ich viele Stunden am Stück malen kann. Und jetzt ist die Erfahrung, diese Atelierkollegen zu haben, sehr cool. Ich denke, es ist wichtig, dass ein Künstler nicht einsam ist und Feedback von anderen Künstlern bekommen kann, wenn ihm danach ist.

Ist das Atelier für Dich ein Ort des Verstehens?

Ja und auch für die Leute, die das Atelier besuchen, ist es auf diese Weise einfacher, die Arbeit des Künstlers zu verstehen, die Materialien zu kennen, die er verwendet. Die ganze Erfahrung des Besuches lässt einen die Arbeit besser verstehen.

Wie viel Zeit verbringst du in deinem Atelier?

Ich versuche immer zwischen fünf und sechs Stunden pro Tag im Atelier zu sein und manchmal, wenn es Projekte gibt, die mehr Zeit erfordern, verbringe ich mehr Zeit dort. Zu Hause ruhe ich mich aus, lese, koche, kümmere mich um meinen Partner und um meine Katze.

Besuche im Atelier von Helena Garza in Mexico City.

Wie verhält es sich derzeit mit der Kunstszene in Mexiko? Was machst du für Erfahrungen?

Ich glaube, Mexiko ist das Mekka dessen, was derzeit in Lateinamerika mit Blick auf die Kunst passiert. Aus diesem Grund ist Mexiko super trendy. Viele Ausländer kommen hierher und nicht nur nach Mexiko-Stadt sondern auch nach Oaxaca, Guadalajara und in andere Städte des Landes. Im Moment ist Lateinamerika auf dem Vormarsch und Mexiko und Mexiko-Stadt sind ganz vorne mit dabei. Die Menschen kommen daher hierher, um nach Möglichkeiten in der Musik, der Bildenden Kunst, im Tanz oder im Theater zu suchen.

Glaubst du, dass die Menschen in Mexiko Kunst wertschätzen?

Ja, ich glaube, mehr und mehr. Natürlich ist die Kunstwelt immer noch ein bisschen elitär, sie ist nicht für alle geöffnet. Das war leider schon immer so, nicht nur in Mexiko. Aber ich glaube, dass die Kunst nach und nach immer mehr Orte erobert und die Menschen sich mit ihr identifizieren. Genau das haben sie in Mexiko getan: Sie haben mit Wandmalereien und Kunst Räume zurückgewonnen, damit die Menschen zusammenkommen und eine Gemeinschaft bilden können. Früher wurde das nicht so oft gemacht. Wandmalerei galt als etwas sehr anspruchsvolles und wurde nur an wenigen Orten, an wichtigen Plätzen, gefördert. Das hat sich geändert. Sie ist jetzt überall anzutreffen. Die Kunst wird so für immer mehr Menschen erlebbar.

Glaubst du, dass es wichtig ist, Kunst in unserem Leben zu haben?

Ja, auf jeden Fall. Denn die Kunst macht uns das, was wir erleben, auf eine andere Art und Weise erfahr- und erklärbar. Sie lässt uns unser Umfeld und unsere Geschichte besser verstehen. Letztendlich ist Kunst eine Aufzeichnung dessen, was geschieht. Wie die Kunst jetzt aussieht, so sieht im Grunde auch das Leben aus. Die Menschen brauchen die Kunst. Sie ist nicht so etwas wie ein Grundnahrungsmittel, um zu überleben, aber ich denke, dass sie auf spirituelle und intellektuelle Weise notwendig ist.

Lebst du heute zu 100% von deiner Kunst?

Jetzt ja. Inzwischen habe ich kommerzielle Kooperationen mit einigen Marken, die Wandbilder oder virtual reality produzieren. Ja, ich lebe von meiner Arbeit mit Werbung und meinen künstlerischen individuellen Werken.

Du erarbeitest also auch Arbeiten im Bereich VR? Erzähl doch bitte ein bisschen mehr darüber.

Eines meiner Projekt heißt Raudo. Wir generieren Stücke in Echtzeit. Ich mit Hilfe von VR und mein Kollege mit Musik. Und das wird in einem Video präsentiert. Die Leute können sehen, wie das Stück in der virtuellen Realität zusammen mit der Musik entsteht und wir versuchen, eine Geschichte zu erzählen und am Ende kann es ein einzigartiges Stück sein. In Zusammenarbeit mit zwei anderen Musiker haben wir einen Song gemacht und auch bereits live aufgeführt. Es ist ein Projekt mit einer Mischung aus Musik, Kunst und Performance, dass uns die Möglichkeit gibt, verschiedene Werkzeuge, Technologien und Musik einzusetzen, um ein immer wieder anderes Stück zu präsentieren.

Wie sehr hat diese Art der Arbeit deine Karriere beeinflusst?

Es hat mir eine andere Verbindung zum Publikum verschafft. Das gefällt mir sehr. Ich finde es interessant zu sehen, wie anders die Leute mich als Künstlerin bei dieser Arbeit wahrnehmen. Denn das, was ich mache, ist sehr breit gefächert.

Helena Garza in Mexico City.

Text: Janine Ahmann

Bilder: Irving Villegas

Janine Ahmann, geboren 1990, studierte Philosophie, Germanistik und Kulturpoetik der Literatur und Medien in Münster und Venedig sowie Deutsch als Fremdsprache über das Goethe Institut. Seit 2010 war sie in verschiedenen Positionen am Theater und an der Universität Münster tätig, kuratierte die Bereiche Musik und Bildende Kunst bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen und war von 2020-2023 als Referentin der Intendantin an der Staatsoper Hannover beschäftigt. Seit Beginn ihres Studiums liegt ein Fokus ihrer Tätigkeit auf dem Verfassen wissenschaftlicher, literarischer und journalistischer Texte. Zusammen mit Irving Villegas veröffentlichte sie zuletzt 2021 die Geschichte über die Einsamkeit während der Corona-Pandemie in Mexiko in der Chrismon.

Irving Villegas, geboren 1982 in Mexiko geboren, hat Fotojornalismus und Dokumentarfotographie an der Hochschule Hannover University of Applied Sciences and Arts studiert. Derzeit pendelt er zwischen Hannover und Berlin.Arbeiten von ihm wurden in verschiedenen Magazinen und Zeitungen wie etwa The New York Times, The Guardian, Der Spiegel, 6 mois, Huffington post, Fluter, Hannoversche Allgemeine Zeitung veröffentlicht.

Irving Villegas

Irving Villegas, geboren 1982 in Mexiko geboren, hat Fotojornalismus und Dokumentarfotographie an der Hochschule Hannover University of Applied Sciences and Arts studiert. Derzeit pendelt er zwischen Hannover und Berlin.Arbeiten von ihm wurden in verschiedenen Magazinen und Zeitungen wie etwa The New York Times, The Guardian, Der Spiegel, 6 mois, Huffington post, Fluter, Hannoversche Allgemeine Zeitung veröffentlicht.

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